Der 1. Österreichische Bibliothekskongress fand von 2. bis 5. Mai unter dem Motto „Arbeitswelten – Realitäten und Visionen“ im Congress Innsbruck statt – als Premiere in Kooperation der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) und des Büchereiverbandes Österreichs (BVÖ). 900 Teilnehmer:innen aus öffentlichen, wissenschaftlichen und Schulbibliotheken sowie aus verschiedenen Institutionen und Firmen fanden sich in der Landeshauptstadt Tirols zum fachlichen Austausch ein.
Generalversammlung des BVÖ
Die Kongresstage wurden am Dienstag, den 2. Mai durch die Generalversammlung des Büchereiverbandes Österreichs eingeleitet. Gastgeber war die Stadtbibliothek Innsbruck, deren Leiterin Christina Krenmayr, Vorstandsvorsitzende des BVÖ, die Teilnehmer:innen herzlich begrüßte. Nach dem Bericht des Geschäftsführers Markus Feigl über die Arbeit des Büchereiverbandes von 2020 bis 2022 wurden der Bericht der Kassierin und der Bericht der Rechnungsprüfung präsentiert. Der Vorstand der Funktionsperiode 2020–2022 wurde entlastet und der Wahlvorschlag zur Wahl- und Antragsprüfungskommission wurde angenommen.
Im Anschluss fand eine Präsentation von Shared Reading Österreich statt. Shared Reading ist eine besondere Form des angeleiteten gemeinsamen Lesens in einer Gruppe. Carsten Sommerfeldt von der SHARED READING gGmbH stellte das Konzept des Projekts vor, das 2023 in ausgewählten Bibliotheken Österreichs startet.
Danach luden die Stadtbibliothek Innsbruck und der Büchereiverband zu einem Empfang.
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Eröffnung des Bibliothekskongresses
Am Mittwoch, den 3. Mai wurde der 1. Österreichische Bibliothekskongress im Congress Innsbruck festlich eröffnet. VÖB-Präsidentin Maria Seissl von der Universitätsbibliothek Wien hieß die Gäste willkommen. Bundesminister Martin Polaschek sandte Grußworte per Video, Landeshauptmann Anton Mattle begrüßte die Bibliothekar:innen persönlich und betonte die Bedeutung der Bücherei als „ganz wesentlichen sozialen Treffpunkt“. Irene Häntschel-Erhart von der Universität Innsbruck verwies auf künftige Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz (KI), wobei Bibliotheken eine wesentliche Rolle spielen würden. Für Überraschung im Saal sorgte Christina Krenmayr, als sie das Publikum zum Bibliothekskongress 2033 begrüßte und dann eine Vision der öffentlichen Bibliothek in zehn Jahren entwarf. Sie unterstrich die Bedeutung der Bibliothek als Ort der gesellschaftlichen Teilhabe und hob das ehrenamtliche Engagement der österreichischen Bibliothekarinnen hervor. Nach einem Zitat von Rob Bruijnzeels vom niederländischen Bibliothekskollektiv „Ministerium für Vorstellungskraft“ rief sie auf: „Lasst uns gemeinsam bibliotheken!“
Eva Ramminger begrüßte seitens der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol und positionierte die Bibliothek als „unverzichtbaren Player in der Medienlandschaft“, Albert Unterkircher von der Firma Littera eröffnete die Firmenausstellung. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung durch EODOPEN unplugged.
Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung bildeten zwei Festreden, die sich bei aller Unterschiedlichkeit in ihren Verweisen auf Zukunft und Vergangenheit und in ihrer Beschwörung von Büchern und Bildung aufs Schönste ergänzten.
Der Autor Raoul Schrott führte zurück zu den Ursprüngen der Bibliothek und rief die Muse als Schutzherrin der Bibliothek an. Die historischen Ausführungen endeten in einer sehr aktuellen Diagnose: Das Wissen sei das einzige Heilmittel gegen Idiotie und damit gegen Populismus und den Zerfall der Demokratie. „Ohne Wissen geht die Welt vor die Hunde“, schloss Raoul Schrott ganz unpoetisch deutlich.
Um Lesen, Bildung und Demokratie ging es auch in der Festrede der Aktivistin und Autorin Lena Schilling, die der BVÖ als Vortragende eingeladen hatte. Sie erzählte von der Bedeutung von Büchern für ihre Sozialisation, von ihrem Weg zur Klimaaktivistin und lud ein, selbst aktiv zu werden und Geschichte zu gestalten. „Geschichten entstehen, weil Menschen Dinge tun“, verknüpfte sie Vision und Realität.
Vielfältiges Programm
An den folgenden Tagen luden zahlreiche Sessions zu vielfältigen Arbeitsbereichen zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch ein. Ausbildung und Teaching Library, Menschen und Roboter, Öffentlichkeits- und Zielgruppenarbeit, Partizipation und Leseförderung, Nachhaltigkeit und Raumkonzepte waren Themen der Vorträge und Diskussionen.
Die Firmenausstellung bot die Möglichkeit, sich über Neuentwicklungen zu informieren. Im Zuge des Rahmenprogramms konnten Bibliotheken und die malerische Altstadt bei frühlingshaftem Wetter erkundet werden. Persönlicher Austausch fand in den Kaffeepausen, unterm Goldenen Dachl oder am Festabend im Kulturgasthof Bierstindl statt.
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Die spannendsten Kongressbeiträge für öffentliche Bibliotheken können Sie in der nächsten Ausgabe der Büchereiperspektiven nachlesen.