Österreichische Systematik für Öffentliche Bibliotheken
Die in Österreichs öffentlichen Bibliotheken dominierende Systematik ist die „Österreichische Systematik für Öffentliche Bibliotheken“ (ÖSÖB), die seit 2004 in einer völlig überarbeiteten Form vorliegt. 2012 und 2020 wurde sie überarbeitet und aktualisiert.
Ausgabeformen der ÖSÖB
Um für möglichst alle Anwendungsbereiche der Systematik geeignete Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen, erschien die ÖSÖB in mehreren Versionen.
Integration in das Bibliotheksverwaltungsprogramm
Die in Österreich verbreiteten Bibliotheksverwaltungsprogramme sind entweder automatisch mit der ÖSÖB ausgestattet oder die Notationen können leicht importiert werden. Damit erspart man sich die sie händische Eingabe jeder einzelnen Systematikgruppe.
Einführung
Was ist eine Systematik?
Unter einer Systematik versteht man eine Einteilung von Dingen oder Begriffen, die durch gemeinsame Merkmale verbunden sind, in Klassen und Teilklassen.
In Bibliotheken werden Systematiken verwendet, um die Medienbestände übersichtlich und sinnvoll gliedern zu können und damit die Benutzung der Bibliothek zu erleichtern. Die Systematik dient also der erfolgreichen Bestandsvermittlung, denn sie trägt dazu bei, dass die Inhalte einer Bibliothek von den Nutzern gezielt und möglichst selbständig aufgefunden werden können.
Charakterisierung der ÖSÖB
Öffentliche Bibliotheken bieten Bestände aus allen Wissensgebieten an. Die ÖSÖB ist daher eine universale Wissenssystematik, d.h. eine Schema, in dem alle Bereiche des Wissens in eine logische und zusammenhängende Ordnung gebracht werden. Formal handelt es sich um eine hierarchische Ordnung, die vom Allgemeinen zum Besonderen fortschreitet. Die allgemeinste und daher oberste Gliederungsebene der ÖSÖB wird mit einem Buchstaben gebildet. Diese dient aber ausschließlich als Überschrift, erst die zweistelligen Hauptgruppen werden für die Systematisierung von Medienbeständen herangezogen. Die Hauptgruppen werden bis zu einer Gliederungstiefe von fünf Buchstaben weiter unterteilt, wobei folgende Kriterien ausschlaggebend sind:
- Sachliche Kriterien (Einteilung in Sachbereiche)
- Formale Kriterien (z.B. Publikationsform)
- Leserpsychologische Kriterien (z.B.Zielgruppe, Niveau, Verwendungszweck)
Umfang der ÖSÖB
Insgesamt stehen in der ÖSÖB ca. 2800 einzelne Systematikgruppen zur Verfügung. Damit wird in allen Sachbereichen (auch für große öffentliche Bibliotheken) eine übersichtliche Präsentation von Medien ermöglicht. Dies erleichtert den Lesern die thematische Suche am Regal und die selbständige Orientierung in den Beständen der Bibliothek.
Auch bei Bestandspflege und -controlling kann man von der detaillierten Feingliederung profitieren, da man gut genutzte Inhalte mittels Absenzquoten besser eruieren und in der Folge gezielt ausbauen kann.
Inhaltliche Definition der Systematikgruppen
Um eine problemlose und vom jeweiligen Anwender möglichst unabhängige Einordnung der zu klassifizierenden Medien zu ermöglichen, sind die einzelnen Systematikgruppen sehr genau definiert. Die ÖSÖB verwendet dazu die folgenden Elemente:
- Systematikname: Er dient der kurzen, prägnanten Charakterisierung der Systematikgruppe. Er wird für die Regalbeschriftung, die Buchstützenschilder und die Bezeichnung im OPAC benötigt.
- Erläuterungen: Erläuterungen enthalten zusätzliche, frei formulierte Angaben zum Begriffsumfang der Systematikgruppe, die im Systematiknamen selbst nicht untergebracht werden können, sowie allgemeine Hinweise.
- Verweisungen: Auch Verweisungen dienen der detaillierten inhaltlichen Abgrenzung gegenüber anderen Systematikgruppen. Sie weisen auf ähnliche Inhalte hin, die in der Systematik aber an anderer Stelle eingeordnet sind. Somit machen sie - durch das strenge systematische Ordnungsprinzip hindurch - Querverbindungen der miteinander ja oft vielfältig verflochtenen Wissensgebiete sichtbar.
-
Schlagwörter, Schlagwortketten: Schlagwörter sind Begriffe, die den Inhalt von Systematikgruppen charakterisieren. Sie weisen also den Weg zu den einzelnen Gruppen, ohne im Systematiknamen selbst ausdrücklich genannt werden zu müssen.
Gegenstände, die in unterschiedlichen Zusammenhängen behandelt werden, können verschiedenen Sachgruppen zugeordnet sein.
Ein Schlagwortregister ermöglicht also den punktuellen Zugriff auf ein Themengebiet auch ohne genaue Kenntnis des Systematikschemas. Es dient Bibliothekaren als Hilfe beim Systematisieren und bietet den Benutzern einen einfachen Einstieg in die Suche nach Sachthemen. -
Notationen: Die Beschreibung der Systematikgruppen durch Name, Erläuterungen, Verweisungen und Schlagwörter erfolgt in der natürlichen Sprache. All dies wird durch ein künstliches Zeichensystem dargestellt, durch das Notationssystem.
Notationen kennzeichnen die Systematikgruppen eindeutig und widerspiegeln die Systematik in allen Einzelheiten in Form von festgelegten Symbolen; auch Aufbau und Gliederung, Neben- und Unterordnung werden dadurch zum Ausdruck gebracht.
Darüber hinaus ist die Notation auch Bestandteil der Buchsignatur und kennzeichnet als solche den Platz jedes Titels in der Bibliothek.
Die ÖSÖB ist (im wesentlichen) eine Buchstabennotation und - mit nicht mehr als 5 Buchstaben, gegliedert durch einen Punkt nach der zweiten Stelle - relativ kurz und einfach. Sie ist daher sowohl für die Medienbeschriftung, als auch für die Recherche im OPAC gut geeignet.
Ansprechpartner
Sie haben Fragen zur Systematik? Kontaktieren Sie uns!