Eine Bücherei-Landkarte für Österreich 2023


Zur Darstellung der Präsenz sowie der Stärken und Schwächen der Öffentlichen Büchereien wurde der Büchereiverband Österreichs durch das für Büchereien zuständige Ministerium beauftragt, eine spezifische Bücherei-Landkarte zu erstellen. Es wurden (für das Jahr 2023) 1.164 Bibliotheken in dieser Untersuchung ausgewertet. Die Karte zeigt auf den drei politischen Ebenen

  • Bundesgebiet
  • Bundesländer
  • Bezirke

den Versorgungsgrad mit Öffentlichen Bibliotheken, deren Leistungsfähigkeit im Erreichen der österreichischen Zielstandards und den jeweiligen Anteil der Bibliotheken, die die Förderungsrichtlinien des Bundes erreichen.

Im Gegensatz zu den Vorjahren wurden virtuelle Medien, Entlehnungen und NutzerInnen nicht mitberücksichtigt.


Der Versorgungsgrad

Österreich hat ein dichtes Netz an Büchereien. Rund 82 Prozent aller Österreicher und Österreicherinnen leben in Gemeinden mit zumindest einer Öffentlichen Bücherei.

Fast acht Prozent der Gesamtbevölkerung nutzt diese Bibliotheken mindestens einmal jährlich. Rund zehn Millionen bereitgestellte Medien führen zu mehr als zweiundzwanzig Millionen Entlehnungen.

In größeren Gemeinden gehört die Bibliothek durchwegs zur kommunalen Grundausstattung: Alle Gemeinden über 10.000 EinwohnerInnen (bis auf eine in Niederösterreich) verfügen über Bibliotheken, bei Bezirkshauptstädten und Gemeinden zwischen 5.000 und 10.000 EinwohnerInnen liegt die Abdeckung immerhin noch bei mehr als 88 Prozent. Demgegenüber verfügt nicht einmal jede dritte Gemeinde mit weniger als 1.500 EinwohnerInnen über eine Öffentliche Bibliothek.

Wie man der Bücherei-Landkarte auch entnehmen kann, zeigen sich hinsichtlich des Versorgungsgrades der Bevölkerung zwischen den Bundesländern große Unterschiede. Auf Wien, das als eigene Gemeinde einen Versorgungsgrad von hundert Prozent aufweist, folgen die Bundesländer Vorarlberg und Salzburg mit Werten von über neunzig Prozent, Tirol (81,2%), Oberösterreich (81,1%) und die Steiermark (80,1%) liegen knapp beisammen im Mittelfeld. Niederösterreich und Kärnten weisen einen Versorgungsgrad von etwa zwei Drittel auf, Schlusslicht bildet das Burgenland, wo nur 46,0% der Bevölkerung in ihrer Gemeinde über eine Öffentliche Bücherei verfügt.

In der geografischen Verteilung zeigen sich sowohl ein West-Ost- als auch ein Nord-Süd-Gefälle. In den politischen Bezirken West- und Nordösterreichs ist der Versorgungsgrad höher als im Südosten des Landes.

Bei genauerem Betrachten einzelner Regionen offenbart sich ein wahrer "Fleckerlteppich" mit zum Teil großen Unterschieden zwischen benachbarten Bezirken. So leben in einzelnen Bezirken nur ein Drittel aller Menschen in einer Gemeinde mit Bibliothek, in anderen, mitunter benachbarten Bezirken sind es hingegen nahe an die 80 Prozent der Menschen, die Zugang zu einer öffentlichen Bücherei haben. Statuarstädte stechen mit ihren 100 Prozent immer heraus.

Manche Unterschiede lassen sich mit Gemeindestrukturen erklären, zweifellos spielen aber auch die jeweiligen Förderaktivitäten der Bundesländer eine Rolle.

Doch auch innerhalb der Bundesländer sind bisweilen große Unterschiede zu beobachten: Im steirischen Bezirk Deutschlandsberg beträgt der Versorgungsgrad 84,3 Prozent, im benachbarten Leibnitz sind es knapp 50 Prozent. Im Kärntner Bezirk Wolfsberg leben drei von vier Menschen (75 Prozent) in einer Gemeinde mit einer öffentlichen Bibliothek, im angrenzenden Völkermarkt sind es nur mehr zwei von vier (50 Prozent) und noch weiter westlich im Bezirk Klagenfurt Land ist es nur mehr einer von vier (25 Prozent). Auch der Versorgungsgrad der naheliegenden niederösterreichischen Bezirke Mödling und Wiener Neustadt (Land) unterscheidet sich mit 79,9 bzw. 33,9 Prozent deutlich.

Der Bezirk mit den meisten Medien pro EinwohnerIn ist Tamsweg mit 2,50 (d.h. auf ca. 20.000 EinwohnerInnen kommen mehr als 50.000 Medien). Die meisten Entlehnungen pro EinwohnerIn gibt es im Bezirk Dornbirn (im Schnitt sind es fast sieben pro Jahr), gefolgt von Bregenz. Die meisten Entlehnungen wiederum pro BenutzerIn werden in St. Pölten (Stadt) verzeichnet (59 pro Jahr), dahinter rangieren Linz-Stadt (55) und Steyr (Stadt) (50).

Die Leistungsfähigkeit der Öffentlichen Bibliotheken

Das BMUKK hat im Jahr 2010 gemeinsam mit dem BVÖ sieben österreichweit einheitliche Zielstandards für Öffentliche Büchereien festgelegt.

Sie beziehen sich auf folgende Kriterien:

  • Medienbestand (Anzahl an Büchern, AV-Medien, Zeitschriften, Spielen...)
  • Erneuerungsquote der Medien (zehn Prozent des Bestandes sollten pro Jahr erneuert werden)
  • Als Bibliotheksfläche sollten 30 m2 pro 1000 EinwohnerInnen zur Verfügung stehen
  • Öffnungszeiten in Wochenstunden
  • Zahl der digitalen Arbeitsplätze (Internet, Audio) für die BenutzerInnen
  • Personal (Ausbildung der BibliotheksleiterInnen, Anzahl der Dienststellen)
  • Fortbildungsaktivitäten der BibliothekarInnen

Die Ziele sind nach der Größe der Gemeinden abgestuft. So sollte z.B. eine Bibliothek in einer Gemeinde mit 1.500 bis 2.500 EinwohnerInnen Öffnungszeiten von acht Wochenstunden an mindestens drei Öffnungstagen erreichen, Bibliotheken in Orten zwischen 5.000 und 10.000 EinwohnerInnen sollten zwanzig Stunden an vier Wochentagen geöffnet sein, für Bibliotheken in Städten über 50.000 EinwohnerInnen gelten 45 Öffnungsstunden an sechs Wochentagen als Ziel.

Die Bücherei-Landkarte zeigt auf einen Blick, inwieweit diese Zielstandards bisher erfüllt werden. Wie beim Versorgungsgrad wird auf drei Ebenen bewertet: Österreich gesamt, Bundesländer und politische Bezirke. Zum Vergleich wird zwischen "Gemeinden mit Bibliotheken" und "allen Gemeinden" unterschieden. Die folgenden Zahlen beziehen sich immer auf Gemeinden mit Bibliotheken.

Der Zielerreichungsquotient für das gesamte Bundesgebiet liegt bei 67,0 Prozent. Mit anderen Worten: österreich-weit werden die definierten Standards zu zwei Drittel erfüllt. Generalisierend gilt: Die größten Gemeinden kommen den Zielstandards ein wenig näher als die kleineren. Gemeinden über 50.000 EinwohnerInnen erreichen die Ziele in einem Ausmaß von 69,3 Prozent, Bezirkshauptstädte und Gemeinden zwischen 5.000 und 10.000 EinwohnerInnen zu 63,2 Prozent und in der Gruppe der kleinen Gemeinden (unter 1.500 EW) zu 63,7 Prozent. Interessanterweise erreicht die Kategorie 2 (Gemeinden zwischen 1.500 und 2.500 EW) mit 71,5 Prozent die höchste Zielerreichung.

Im Vergleich der Bundesländer kommt Vorarlberg auf eine Zielerfüllung von 80,5 Prozent, gefolgt von Salzburg (74,3 %). Dahinter rangieren Tirol (69,7 %), Oberösterreich (69,4 %), Steiermark (66,3 %), Wien (64,9 %), Burgenland (64,0 %), Niederösterreich (62,9 %) und Kärnten (57,8 %).

Jenseits dieser Gesamtzahlen gibt es große Unterschiede bei der Erlangung verschiedener Ziele. So wird in Wien die angestrebte Raumgröße (dreißig Quadratmeter pro Tausend EinwohnerInnen) nur zu 39 Prozent erreicht, auch stehen nicht einmal ein Drittel der angestrebten PC-Plätze (einer pro 3.000) zur Verfügung. Auf der anderen Seite wird das Ziel "Anzahl der Medien" (ein bis zwei pro EinwohnerIn) im Burgenland zu 65 bis 92 Prozent erreicht (je nach Gemeindegröße), in Kärnten werden die Vorhaben zu Öffnungszeiten in Gemeinden über 10.000 EinwohnerInnen zu mehr als vier Fünftel erfüllt.

Im Blick auf die Gesamtheit der politischen Bezirke ergibt sich ein ähnliches Bild wie beim Versorgungsgrad: Der Westen und Norden Österreichs nähern sich den Zielstandards stärker als der Osten und Süden. Zu den "Musterschülern" zählen die Bezirke Salzburg-Stadt, Bregenz, Tamsweg, Graz-Stadt, Reutte, Jennersdorf und Feldkirch. Der Bezirk mit der höchsten Zielerfüllung ist Salzburg-Stadt, wo die Ziele zu 84,8 Prozent erreicht werden.

Am unteren Ende der Skala mit Werten von weniger als 45 Prozent finden sich Klagenfurt-Land (38,9 %), Villach-Land, Feldkirchen, Murau, Waidhofen an der Ybbs (Stadt), Mattersburg, und Hermagor. Rust als einziger Bezirk ohne Bibliothek kann in allen Auswertungen nicht sinnvoll angezeigt werden.

Von einem einheitlichen Büchereiwesen kann man in Österreich so nicht sprechen.

Die Erreichung der Förderungsrichtlinien

Gemeinsam mit den Zielstandards wurden auch Förderungsrichtlinien für die Vergabe von Bundesmitteln entwickelt. Die Kriterien dafür umfassen Ausbildung, Umsatz, Erneuerung, Medienbestand und Öffnungszeiten. Österreichweit erreichen 32 % der Bibliotheken die Kriterien und wären förderungswürdig.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern ist bei der Erreichung der Förderungsrichtlinien deutlich größer als bei Versorgung oder Zielerreichung. Vorarlberg legt mit 81,3 % die Latte sehr hoch. In Salzburg erfüllen mehr als die Hälfte der Bibliotheken (58,4 %) die Kriterien. Oberösterreich liegt noch knapp über dem Österreichschnitt, alle anderen darunter. Die wenigsten förderungswürdigen Bibliotheken sind in Wien (10,0 %), Kärnten (17,8 %), Steiermark (19,3 %) und Niederösterreich (22,6 %) beheimatet. Neben den Statuarstädten (mit nur einer Bibliothek) St. Pölten, Linz und Wiener Neustadt, erreicht auch der Flächenbezirk Dornbirn einen Wert von 100 %. Hallein, Bludenz und Feldkirch kommen auf mehr als 80 Prozent. In 13 Bezirken (davon 5 Statuarstädte) erreicht keine Bibliothek die Kriterien, Rust ist hier nicht mitgerechnet.

Einen Vergleich der Jahre 2013, 2018 und 2023 finden Sie unter diesem Link (PDF).